Forschungscampus FEN erarbeitet Referenzmodell zur Identifikation, Bewertung und Nutzung von Energieflexibilität in Industrieunternehmen
Forschungscampus FEN erarbeitet Referenzmodell zur Identifikation, Bewertung und Nutzung von Energieflexibilität in Industrieunternehmen
Erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne werden im Zuge der Energiewende immer wichtiger und ersetzen allmählich die tradierten Energiequellen. Für die Grundlastversorgung stellt dies wiederum eine Problematik dar: da Windparks oder Photovoltaikanlagen wetterabhängige und somit fluktuierende Energielieferanten sind, kommt es zu einer Energieversorgungslücke und somit auch zu entsprechenden Diskrepanzen zwischen Energienachfrage und -angebot.
Die Digitalisierung unseres Energieversorgungssystems und die Überführung in intelligente Stromnetze („Smart Grids“) sind entscheidende Maßnahmen, um diesen Diskrepanzen entgegenzuwirken. Hierbei agiert das Smart Grid als Bindeglied zwischen der Erzeugung und dem Verbrauch von elektrischer Energie und verwendet dafür entsprechende Informationen zur Flexibilisierung des Energieversorgungssystems, zur Sicherstellung der Netz- und Systemintegrität sowie zur Vernetzung von energierelevanten Stakeholdern. „Energieflexibilität“ ist in diesem Zusammenhang die Fähigkeit einer energie- bzw. leistungsrelevanten Erzeuger-, Verbraucher- oder Speicheranlage, die sich schnell und kosteneffizient an Markt- und Systemsignale des Energiesektors anpasst.
Der Forschungscampus FEN hat gemeinsam mit dem Konsortium des Projekts „FlAixEnergy“ in diesem Zusammenhang die DIN SPEC 91366 ausgearbeitet, die nun vom Deutschen Institut für Normung (DIN) offiziell verabschiedet wurde. Diese richtet sich dabei an Verbraucher, die sich für eine Teilnahme am Spot- und Regelenergiemarkt interessieren, sowie an energierelevante Industrieunternehmen, die mit Hilfe der DIN SPEC in Zukunft Flexibilitätsoptionen umsetzen können.
Die DIN SPEC 91366 beschreibt ein Referenzmodell für Unternehmen aus dem Energiesektor, das zeigt, welche entscheidenden Aspekte hinsichtlich der Identifikation, Evaluation und Nutzung von Energieflexibilität beachtet und untersucht werden müssen. Das Modell setzt dabei auf energiespezifische Informations- und Kommunikationstechnologie und unterstützt dabei auch bei der Bewertung von Energieinformationen und -wissen sowie des Verbrauchsverhaltens im Kontext der Energieflexibilität.
Während der Ausarbeitung der DIN SPEC unterstützte der Forschungscampus FEN die Charakterisierung der Energieflexibilität in Industrieunternehmen durch die Analyse der möglichen Energiemarkt- und Netzmechanismen. Der zentrale Punkt hierbei ist die Anpassung des Energieverbrauchs an das jeweils gegebene Energiedargebot, die durch drei Varianten des Lastmanagements – Lastsenkung, Lasterhöhung oder Lastverschiebung – realisiert werden kann.
Einen weiteren nennenswerten Beitrag leistete der Forschungscampus FEN hinsichtlich der Anwendung des eigentlichen Beschreibungsmodells für Energieflexibilität. Dieser modellbasierte Ansatz erfolgt über die sukzessive Einordnung von industriellen Fertigungs- und Prozessmerkmalen, wie u.a. die Auftragsänderungsrate, Prozessunterbrechbarkeit oder die Variabilität der Produktionsroute, entlang eines matrixartigen morphologischen Kastens. Bei der Erstellung dieses Models konnte FEN das Know-how und die Relevanz für den Energiesektor im Rahmen von Workshops intensiv einbringen.
Die DIN SPEC ging aus dem Projekt „FlAixEnergy“ im Rahmen der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Initiative „6. Energieforschungsprogramm“ hervor.